Interview mit Alfred Dorfer in der Kulisse, Wien,
am 13. Juni 1998
( AW: Anita Wolfartsberger --- AD: Alfred Dorfer )
AW: OK.
Fang ma an!
AD: Wofür
ist das Interview eigentlich ?
AW: Das
ist für eine Fachbereicharbeit in Deutsch über
Kabarett, für die ich mir als Schwerpunkt Alfred Dorfer
ausgesucht habe.
AD: Ist
eine Fachbereichsarbeit so etwas Ähnliches wie ein
Wahlpflichtgegenstand ?
AW:
...ähm..na, eigentlich net.
AD: Ah..so
!
AW:
Gibt es irgendwelche Bücher über sie ?
AD: Nein,
Gott sei Dank nicht.
AW: ...
und im Internet ?
AD: Im
Internet gibt es eine Website über mich, die ist unter
meinem Namen ....oder die bei der E&A die... da...mein
Management macht...die müßten das wissen, es gibt...
ich hab noch geschrieben für das Internet eine Zeitlang,
und ... und ... nimmt das auf ?
AW: Ja,
ja.
AD: Auch
wenn das Mikro dort drüben liegt ?
AW: Ja
klar, der hat ein eingebautes Mikro.
AD:
Supa... und...es gibt auch glaub ich eine Website.
AW:
Dorfer.at oder irgendsowas ?
AD: Nein,
weiß ich nicht. Ich hab sie nämlich nicht angelegt.
AW: Wie
und wann sind sie auf die Idee gekommen, daß sie
Kabarettist werden könnten ?
AD: Ich
bin nicht auf die Idee gekommen Kabarettist zu werden,
sondern ich bin da hineingekommen, weil ich es gemacht
habe. Ich wollte es zuerst nicht, es war zuerst nur so
eine Verzweiflungsgeschichte, weil ich beim Theater nicht
unterkommen konnte und ich habe dann mit dem Wustinger
und später dann mit dem Düringer Schlabarett gemacht.
Das ist dann immer besser gegangen und irgendwann hat
mich das Theater nicht mehr interessiert.
AW: Und
dann sind sie zum Kabarett übergewechselt .. ?
AD: Nein,
nicht übergewechselt. Ich habe einfach Kabarett gemacht,
immer in der Annahme, ich geh eh irgendwann einmal zum
Theater. Und jetzt bin ich sehr froh, daß ich nicht zum
Theater gegangen bin.
AW:
Wenn sie mir vielleicht irgend etwas über ihren
Werdegang erzählen könnten, was war ihr erstes
Programm, erste Auftritte, Preise, die sie gewonnen haben
...usw.
AD:
...ah... wir tun uns leichter wenn ich dir eine Bio von
mir faxen lasse. Da steht alles drin. Ja, dann liest du
dir das herunter ... und ich überlege mir wie du dazu
kommst. Bist du in Wien ?
AW:
Nein.
AD: Hast
du ein Fax ?
AW: Ja
schon, aber das funktioniert nicht.
AD: Na,
aber du wirst ja eine Adresse haben, wo man dir einen
Brief hinschicken kann.
AW: Ja eine normale Adresse hab ich schon. Soll ich die
aufschreiben?
AD: Die
gibst du mir dann, okay ?
AW:
Gut. Ich habe dann auch noch eine grundsätzliche Frage:
wenn ich in der FBA zum Beispiel irgendwelche Passagen
aus "Indien" verwenden will ...
AD: Ist
kein Problem.
AW: Ach
so nicht, weil in dem CD Heft da etwas steht von Verbot
...
AD: Nein,
das betrifft nur, daß man keine eigene CD drucken lassen
darf und verkaufen darf. Du kannst von "Indien"
abdrucken, was immer du willst, weil ich bin der Autor
und ich kann dir das erlauben und das erlaube ich dir
jetzt.
AW: Na
wunderbar, danke!
AW: Bei
welcher Agentur sind sie?
AD:
E&A heißen die ... E&A.
AW:
Welche spezielle Ausbildung haben sie,
Schauspielunterricht ?
AD: Ja,
Schauspielunterricht. Wir haben selber eine
Schauspielschule gegründet, wo ich fünf verschieden
Lehrer gehabt habe, die zum Teil auch die
Straßberg-schule unterrichtet haben, ich weiß nicht ob
dir das etwas sagt, das ist diese Filmschauspielschule in
New York, wo auch der de Niro und die ganzen Leute
Filmschauspiel gelernt haben. Dann habe ich Pantomime
gelernt beim Molcho, Sprechausbildung gehabt bei einem
dritten Lehrer, und bei einem vierten Lehrer, der hieß
Rainhard Tötschinger, das ist der Bruder vom Gerhard
Tötschinger, der hat uns diese ganzen französichen und
italienischen Körpertheatertechniken beigebracht, wie
Commedia del arte und so.
AW:
Also sie bereuen ihre Berufsentscheidung nicht...
AD: Nein.
AW: ...
und sie haben auch nicht vor ihren Beruf zu ändern?
AD: Nein,
habe ich nicht.
AW:
Schreiben sie ihre Programme selbst ?
AD: Ja.
AW:
Verarbeiten sie da eigene Erfahrungen bzw.
autobiographische Dinge?
AD: Es
sind viele autobiographische Dinge drinnen und es sind
auch sehr viele Dinge drinnen, die insofern eigene
Erfahrungen sind, weil ich sie bei anderen beobachtet
habe. Das heißt es ist sowohl das selbst Erlebte
drinnen, aber auch das Beobachtete von Schicksalen, oder
von Typen, von Dialogen, die nicht mir entspringen,
sondern die man einfach so im täglichen Umgang
aufschnappt.
AW:
Wenn sie jetzt so ein Programm schreiben, gibt es dann
irgendeine inhaltliche Botschaft, die sie übermitteln
wollen, außer die politische Aussage, daß sie Jörg
Haider nicht mögen ?
AD: Jörg
Haider nicht zu mögen ist keine inhaltliche Botschaft,
sondern das ist ein Standpunkt, den ich begründen kann,
der aber noch zu wenig für eine inhaltliche Botschaft
wäre. In Wirklichkeit sind die Geschichten die ich
erzähle so, daß ... zum Beispiel "Alles Gute"
war ein Stück über die Einsamkeit. Das erste Stück, wo
der Lehrer den dreißigsten Geburtstag feiert und es
kommt keiner, also ein Fest organisiert und es kommt
keiner, und da hat mich interessiert daran, was passiert
mit Leuten, die sich plötzlich auf sich alleingestellt
fühlen.
AW:
Gibt es da irgendwelche Probleme?
AD: Nein,
überhaupt nicht. Die Kabarettisten, mit denen ich
zusammen arbeite sind schnell aufgezählt, das sind
Günther Paal, Josef Hader und Roland Düringer. Mit dem
Roland habe ich jetzt gemacht diese Sitcom fürs
Fernsehen, das "MA 2412", die
Beamtengeschichte, und das ist problemlos weil der Roland
mit mir schon 10 Jahre Schlabarett gemacht hat.
Mit dem
Josef war es eine irrsinnig glückliche Zusammenarbeit,
weil wir sehr, sehr klar immer gleicher Ansicht waren,
wie etwas zu tun ist und der Günther macht halt sein
Soloprogramm und spielt bei mir und das war bis jetzt
immer reibungslos.
AW:
Außer ihren Kabarettprogrammen haben sie ja auch eine
ganze Reihe von Filmen gemacht, "Freispiel" um
nur einen zu nennen. Haben sie da die Drehbücher selbst
geschrieben, oder sind die auch in Zusammenarbeit
entstanden?
AD: Bei
"Freispiel" hab ich es zusammen mit dem
Regisseur geschrieben, mit dem Harald Sicheritz. Bei
"Muttertag" hab ich es mit dem Roland
geschrieben und bei "Indien" hab ich es
zusammen mit dem Josef geschrieben.
AW:
"Indien" war ja ursprünglich ein
Theaterstück...
AD:
...Kabarettstück, ja...
AW:
...das dann nachher verfilmt wurde. Nun gibt es da ja
auch Unterschiede, zum Beispiel die Geschichte mit der
Banane ist im Theaterstück noch nicht.
AD: Nein,
die ist nicht, es gibt auch keine Tanzszene im
Theaterstück und es gibt auch viele Textgeschichten, die
im Stück sind und im Film nicht mehr. Man muß glaube
ich sagen ... ah... ich würde sagen, 70% des
Textmaterials sind im Film, und 30% gehen darüber
hinaus.
AW:
Diese Unterschiede, waren das Verbesserungen, wo sie sich
gedacht haben das könnt man noch besser machen, oder
wollten sie es einfach bewußt anders machen?
AD: Nein,
wir wollten es für den Film machen, weil das
Theaterstück für den Film nicht funktioniert hätte.
Das Theaterstück geht anders aus als der Film, weil du
kannst im Film so einen Schluß nicht machen, weil dir
ein jeder aus dem Kino herausgeht und sagt "Pah,
oida!".
Im
Theaterstück stirbt einfach der Fellner und der Bösel
bleibt an seinem Bett sitzen und es ist aus. Und hier
wollten wir noch etwas dranhängen, was so eine leicht
persiflierte Hoffnungsgeschichte gibt, oder sagen wir
einen etwas leichteren Ausstieg aus dieser heavy
Gschicht.
AW: Was
haben sie für die nächste Zeit vor. Von meiner Cousine
weiß ich, daß sie heute noch nach Deutschland müssen.
Gehen sie jetzt dort auf Tournee?
AD: Ich
spiele auch in Deutschland. Nicht irrsinnig viel, aber
doch hin und wieder. Ich mache dort auch etwas für
Fernsehstationen. Ich bin halt relativ viel unterwegs und
wenn ich Glück habe, drehe ich nächstes Jahr wieder
einen Kinofilm.
AW: Hat
der schon einen Titel ?
AD: Nein,
ich schreibe gerade.
AW:
Also einen neuen Film ja, und wie schaut es mit einem
neuen Programm aus ?
AD: Neues
Programm nach dem Film, wenn das mit dem Film etwas wird,
wenn der Film nicht passiert, dann früher, dann
nächstes Jahr. Das hängt davon ab, wie sich das
verschachtelt.
AW: Wie
sind eigentlich ihre Erfolge außerhalb von Österreich
oder auch außerhalb von Wien, wenn man zum Beispiel die
"Westösterreichische Weisheit" hernimmt, dann
wird die in Innsbruck vielleicht nicht so gut ankommen.
AD: Kein
Problem, die haben kein Problem damit. Die haben weder
mit dem Tiroler, noch mit dem ein Problem. Die sind sogar
sehr glücklich über das. Es gibt keine Differenz
zwischen Wien und Vorarlberg, es gibt aber sehrwohl einen
Unterschied zum Beispiel in Deutschland. Ich war in
Hamburg und es war super, ich war in Mainz und es war
oarsch ... also ... war nicht so gut. In Deutschland
hängt es wirklich von der Stadt ab. München ist immer
sehr ..., also der bayrische Raum ist kein Problem, das
ist eine Sprachinsel mit uns, daher gibts die
Schwierigkeit nicht. Hamburg, die haben eine sehr große
Affinität zu den Österreichern, die mögen das gerne,
und dann gibt es so eine ganz große Region dazwischen,
die problematisch ist und da bin ich aber auch selten.
AW: Wie
oft werden sie auf der Straße von Leuten angesprochen,
die dann ein Autogramm oder etwas wollen ?
AD: Nicht
sehr oft. Das passiert nicht sehr oft.
AW:
Haben sie noch einen Überblick, wieviele CDs sie
schon herausgebracht haben, und bei wievielen Filmen sie
im Laufe der Zeit schon mitgewirkt haben ?
AD: Ja,
das habe ich schon noch, weil ich habe nicht so viel
herausgebracht. Wenn man jetzt wirklich nur die Filme
hernimmt, die ich gemacht habe, wo ich mitgespielt habe,
beim Drehbuch mitgeschrieben habe, so sind das eigentlich
nur drei: "Indien" "Muttertag" und
"Freispiel".
CDs
gibt es von mir nur einen Programmmitschnitt von
"Ohne Netz", gibt es die "Indien" CD,
wenn man die mitrechnen will, gibt es die
"Eins", dann hat es gegeben ein
Singleauskopplung die hat geheißen "Sommer",
das war einfach nur ein Lied und dann gabs eine
Maxi-CD die hat geheißen "Piraten", da waren
vier Lieder drauf. Mehr gibt es nicht.
Und an
Videos gibt es halt "Alles Gute", "Ohne
Netz" gibt es auf Video, dann "Freispiel",
"Indien", "Muttertag", und von den
Schlabarett Sachen mit dem Roland gibt es "Sein und
Schwein" und "Atompilz".
AW: Was
ist mit "Badeschluß", wird es das auch einmal
auf Video geben ?
AD:
Nächsten Herbst, ja. Also kommenden Herbst, jetzt.
AW: Ich
glaube, das war es jetzt so im Großen und Ganzen.
AD: Gibst
du mir jetzt deine Adresse bitte, weil dann schicke ich
dir einen Lebenslauf ... was brauchst noch für deine
Arbeit ?
AW:
Naja, ein Lebenslauf ist eh schon einmal ein Wahnsinn,
soviel Kooperation hätte ich gar nicht erwartet.
AD: Na
klar. Was auch immer du brauchst als Unterlagen, wenn du
da etwas brauchst, nimm dirs einfach. Da gibt es
überhaupt kein Problem. Wenn du sagst du hättest gerne
das zitiert, das zitiert und das verwendet, dann sagst du
mir das und ich sage dir: "ja". Und den
Lebenslauf lasse ich dir schicken, weil ich habe keinen
daheim, aber dazu brauch' ich deine Adresse. Ja, und wann
brauchst du das, das ist ja glaube ich die nächste Frage
?
AW:
Naja ...
AD: Naja,
wann hey ?
AW:
Wann geht es denn ?
AD: Nein,
sag mir, wann du ihn brauchst. Brauchen wirst ihn
morgen wahrscheinlich ..
AW:
Nein, so dringend ist es nicht. Wie schaut's mit Ende des
Monats aus ?
AD: Na
klar. Ich werde da morgen anrufen, die sollen das am
Montag gleich wegschicken, dann müßtest du es
eigentlich nächste Woche haben.
AW:
Super, danke !